Der Jakobsweg: Mein camino francés - Teil 4 Von Léon nach Santiago de Compostela

von am Dienstag, 11. Februar 2014
Hallo ihr Lieben
Weiter gehts mit dem 4. Teil meiner Reihe: "Der Jakobsweg: Mein camino francés"

In der Grossstadt Léon legte ich eine Pause von zwei Tagen ein. Ich nutzte die gehfreien Tage um meinen Körper zu entspannen und die Stadt zu erkunden. Besonders empfehlenswert ist die Kathedrale von Léon. Auch wenn sie 5 Euro Eintritt kostet (inkl. Audioguide), lohnt sich die Besichtigung. Als ich da war, wurden gerade einige Statuen restauriert. Eine wunderschöne Arbeit.

Die Kathedrale von Léon



Unterkunft
Ich habe in den unterschiedlichsten Unterkünften geschlafen. Von Gemeindeherbergen und  kirchliche Herbergen zu privaten Herbergen und notdürftigen Unterständen. 
Alle Herbergen wollen so viele Pilger wie möglich anlocken und deshalb sind sie immer sehr gut ausgeschildert. Auch in den Pilgerführern steht genau beschrieben wie man zu welcher Herberge kommt und welche Ausstattung man in etwa zu erwarten hat.
Die Bettenanzahl reicht von 2 bis über 80 Betten in einem Zimmer und bis auf die Herberge der Kapuzinermönche in Léon waren die Zimmer immer gemischt. Ich habe für die Herbergen immer zwischen 5 - 10 Euro gezahlt. Gemeindeherbergen sind günstiger, dafür ist die Bettenanzahl höher. In kirchlichen Herbergen kann man oft auch gegen eine kleine Spende übernachten. 
Einer meiner Träume, einmal im freien zu Übernachten, habe ich leider nie umgesetzt. Vielleicht auf meinem nächsten Camino!
Am Anfang habe ich meine Kleidung oft mit der Waschmaschine gewaschen, denn wir haben unsere Klamotten am Ende des Tages immer in der Gruppe zusammengewaschen. So war es sowohl ökologisch wie au ökonomisch vertretbar. Dies ist allerdings überhaupt nicht notwendig, auch wenn in vielen Herbergen Waschmaschinen zur Benutzung bereitstehen. (Oft sind sie auch nur durch die Hospitaleros verfügbar.)
Als purer Luxus gibt es auch in ein paar wenigen Herbergen Swimming Pools, wie zum Beispiel in Puenta la Reina, Torres des Rio oder Puente de la Villarente.
WLAN gibt es in sehr vielen Herbergen, auch wenn sie irgendwo in der Pampa liegen. Das ist ganz angenehm, wenn man nicht viel Geld für SMS ausgeben mag.

Herberge in Léon

Frühstücken

Verpflegung
Ich bin durchschnittlich um die 7 Stunden am Tag gegangen. Und oh man ich kann euch sagen, danach konnte ich essen wie ein Scheunendrescher!
In fast allen Orten werden sogenannte Pilgermenüs angeboten. Diese bestehen aus dem ersten Gang (Nudeln, Salate, Gemüse, Fisch,…), einem zweiten Gang (Fleisch, Nudeln, Kartoffeln,…), dem Dessert (Eis, Joghurt, Früchte,…), Wein und Wasser. Sie sind mit 5-10 Euro unglaublich preiswert und man wird mehr als satt. Leider muss ich sagen, dass die Portionen immer kleiner und die Preise immer höher wurden, je näher man Santiago kam. Waren am Anfang Wein und Wasser unbegrenzt geniessbar, gab es gegen Ende nur noch ein Glas Wein zum essen.

Die Spanier haben unglaublich guten Wein und man wandert sehr oft durch die Weinanbaugebiete durch. Ein absolutes Muss also, diese zu probieren.

Wenn man keine Lust hat, jeden Tag das Pilgermenü zu verdrücken, ist das überhaupt kein Problem. Es gibt sehr viele Möglichkeiten sich in Supermärkten oder Kneipen Proviant zu holen. 
Sehr beliebt sind die Boccadillos (belegte Brötchen aller Art) und die Tortilla España (ein Gemisch aus Ei, Kartoffeln und Zwiebeln). Besonders anmerken möchte ich hier noch den Käse von Burgos, der ist so unglaublich gut. Vom Geschmack her ein bisschen zu vergleichen mit Mozzarella, aber viel leichter  und er macht sich unglaublich gut in einem Salat.

Die meisten Herbergen haben auch eine Küche, die zur freien Benutung zur Verfügung steht. Einmal haben wir sogar eine Restaurantküche in Beschlag genommen, um für rund 20 Leute zu kochen. Allgemein tut man gut daran, sich beim Kochen mit Mitpilgern zusammen zu tun. Grosse Packungen zu kaufen kommt auch sowohl in Spanien wie auch der CH / D / AT viel günstiger. Und man hat natürlich die Möglichkeit neue Speisen kennenzulernen. 

Besonders genossen habe ich, dass man auf dem Weg von Einheimischen ab und zu Früchte aus dem eigenen Garten zugesteckt bekommen hat. Oft gab es auch am Wegrand alte Damen, die ihr Kirschen vom Garten für kleines Geld an Pilger verkauft haben.

Tortilla España

Ich war schon immer gerne in der Natur, doch auf dem Camino war ich das erste Mal auf einer langen Wanderung. Es ist unglaublich, wieviele verschiedene Landschaften man auf dem Camino francés zu sehen bekommt. Zuerst die Pyrenäen, durch Navarra, vorbei an den Weinbergen von La Rioja, durch die Meseta von Kastilien und das wunderbar grüne Galicien. Nicht umsonst in der spanische Jakobsweg seit 1993 UNESCO Welterbe. 
Besonders gut mag ich mich noch an einen Tag erinnern: Ich wanderte an diesem Tag von Rabanal del Camino über das malerische Bergdorf El Acebo bis Villafranca. Die Strecke ist lang, mit starkem Auf- und Abstieg doch sie bietet Aussergewöhnliches: Das berühmte Cruz de Ferro, das Nachtigallental mit dem Duft von Weihrauch und allerhand Blumen und schliesslich nach einem langen und anstrengenden Abstieg den kleinen Stausee in Molinaseca. Perfekt um die Füsse von den Wanderschuhen zu befreien und einfach mal ein kühles Bad zu nehmen. 

Wegweiser

Cruz de Ferro



Das Nachtigallental


Pulpo in Galizien

Lange Etappen entlang der Autobahn

Noch 50 km bis nach Santiago, die Wegweiser häufen sich 


Ich war einige Tagesetappen früher als geplant, also liess ich die letzten Tage gemütlich angehen. Nach einer 40 km Etappe folgte eine 15 km Etappe und am Schluss nochmal eine 5 km Etappe. Auf dem Monte de Gozo gibt es die Möglichkeit in einer riesigen Anlage zu übernachten. Die Herberge befindet sich 5 Kilometer vor Santiago de Compostela und man kann vom Berg aus schon die Stadt sehen. Wir nutzen die Möglichkeit um noch einmal zusammen zu kommen und den letzten Abend noch einmal so richtig auszukosten. Die Herberge ist nichts besonderes, es sind viele aneinander gereihte Baracken, aber die Stimmung ist wunderbar. Auch wenn ich etwas traurig war, dass es der letzte Abend vor der Ankuft in Santiago war.
Besonders war natürlich auch, dass der Tag der Ankuft der 28. Juli war. Mein Geburtstag. Hier möchte ich nochmal Andi danken, für die süsse Überraschung mit dem Kuchen und natürlich auch sonst alles, was dieser Tag gebracht hat. 

Gemächlich machten wir uns dann am 28. Juli auf den letzten kleinen Abschnitt nach Santiago de Compostela. Es lagen ja schliesslich nur noch fünf Kilometer vor uns. 
Und dann waren wir da. Das Gefühl kann man schwer beschreiben. Wir standen auf dem riesigen Platz vor der Kathedrale und umarmten uns innig. Nach und nach entdeckte ich bekannte Gesichter. Wir kamen aus Begrüssen und Küssen gar nicht mehr heraus. 
Glücklich machten wir natürlich noch das obligatorische "Wir habens geschafft!"- Foto vor der Kathedrale, holten uns unsere Compostela und setzten uns mit unzähligen anderen Pilger in die Sonntagsmesse. 
725 Kilometer lagen hinter mir, 27 lange und anstrengende Tage, ein Monat voller neuen Erfahrungen, unzähligen Begegnungen und viel Glücklichsein.



Wir habens geschafft!

Die Compostela und der Pilgerpass

Die Pilgermesse
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