Mit diesem Teil schliesse ich meine kleine Serie über den camino francés ab. Ich habe mich sehr über alle Rückmeldungen gefreut, besonders die zahlreichen Mails. Vielen Dank!
Als wir am 28. Juli Santiago de Compostela erreicht haben, gönnten wir uns erst einmal 2 Tage Pause. Einige der Pilger zogen gleich weiter Richtung Kap Finesterre - zum Ende der Welt. Ich und eine Pilgerfreundin entschlossen uns aber, nach der Ruhephase den Bus nach Finesterre zu nehmen.
Nach drei Stunden Bus fahren - was echt unglaublich ungewohnt war - kamen wir am Meer an. Endlich Wasser! In Finesterre traf ich auch Franco wieder, mit ihm habe ich viele Tage auf dem camino francés verbracht.
Nach einem Tag in Finesterre zog ich weiter Richtung Cambados, eine kleine Stadt in Galizien. Dort hatte ich vor der Abreise nach Spanien ein paar Couchsurfer kontaktiert und ich schliesslich bei Adrian landete. In der Zeit in der ich in Cambados war, fand das grösste Fest des Jahres statt: Albariño - Das Weinfest. Die ganze Stadt war von Frühmorgens bis Frühmorgens auf den Beinen und feierte was das Zeug hält. Lieb wie Adrian ist, bekam auch ich ein Albariño T-Shirt "EU NON SON ASÌ TODO O ANO" (= "Ich bin nicht das ganze Jahr so").
Cambados
Adrian zeigt mir, wie man Tortilla españa kocht
Eine alte Kirche in Cambados dient nun als Friedhof
Leider war ich nach einem Monat körperlicher Höchstleistung, frühem Aufstehen und vielen Gesprächen nicht so in Partystimmung. Nach ein paar Tagen Entspannung in Cambados fuhr ich wieder zurück Richtung Santiago de Compostela. Ich hatte einen Tag alleine in Santiago, bevor ich meinen lieben Freund Ivan am Flughafen abholte. Er hatte sich spontan am Freitag einen Flug gebucht und stand Samstag gut gelaunt am Flughafen in Santiago.
Während meinem einen Tag alleine in Santiago traf ich Priester Paul und verbrachte mit ihm einen ganzen Nachmittag. Er unterhielt mich mit Bilderrätsel und liess mich etliche Sprachen raten. Gedanklich tanzten wir zusammen auf den Holztischen des Kaffees und er lud mich sowohl auf den Kaffee, wie auch auf einen Besuch in die Kathedrale am nächsten Tag ein. Dort traf ich ihn dann tatsächlich in seinem weiss-grünen Priestergewand und ging eine Runde durch die Kathedrale.
Priester Paul
Zusammen mit Ivan zog ich nicht nur durch Santiago, wir fuhren auch mit dem Bus Richtung Finesterre. Auf dem Weg stiegen wir jedoch in Cee aus, einem kleinen schönen Dörfchen am Meer.
Ich war nach meiner Ankunft in Santiago de Compostela noch 1,5 Wochen in Spanien. Doch das Gefühl des Pilgerns verflog sehr schnell. All meine Pilgerfreunde waren bereits abgereist, täglich kamen neue Pilger an, fielen sich in die Arme und feierten. Ich gehörte nicht mehr dazu, war von der Pilgerin zur Touristin geworden, auch wenn meine Kleidung noch dieselbe war.
Was mir aber bis heute geblieben ist sind die wunderbaren neuen Bekanntschaften, die Erfahrung an meine Grenzen zu gehen, die Erinnerungen an den Duft des frischen Lavendels am Wegrand, der Geschmack des Weines zum Pilgermenü und noch vieles mehr.
Ich vermisse die Zeit auf dem Jakobsweg und freue mich, schon bald in ein neues Abendteuer zu starten. Mehr dazu aber ein ander Mal...