Via Francigena: Mein Frankenweg - Teil 8 Von Siena nach Rom

von am Donnerstag, 9. Oktober 2014
Hallo ihr Lieben,

Nun ist er da, der letzte Teil über meine Reise als Rompilgerin.Voller Emotionen sitze ich jetzt hier und schreibe den letzten Teil meiner Reise nieder. Denn auf den Tag genau einen Monat ist es her, als ich Rom mit dem Flugzeug verliess. 

In meinem achten Teil über den Frankenweg, zeige ich euch den letzten Abschnitt von Siena nach Rom. Und der verlief so gar nicht wie die anderen Abschnitte!











Viele Wege der Via Francigena werden seit den letzten Jahren umgebaut, umgeleitet und umgestaltet. Das fällt besonders im letztes Teilstück auf. Oft weicht der Weg vom Wegbeschreib im Pilgerführer ab. Ich empfehle, die neu gekennzeichneten Wege zu gehen. Denn oft sind diese angenehmer und verkehrsberuhigter. Wenn man jedoch auf Nummer sicher gehen will und Angst hat sich zu verlaufen, dann folgt man lieber seinen Karten.
Bei den neuen Wegen kann es jedoch sehr gut sein, dass sie noch nicht fertig gestellt sind, wie beispielswiese bei dieser Teerstrasse. Der Weg ist zwar um einiges kürzer als der alte Weg, er war jedoch aus unerfindlichen Gründen am Ende abgesperrt. Ich als mittlerweile klettererfahrene Pilgerin (man erinnere sich an die verschlossenen Eingangstore) sah darin kein Problem, aber für die weniger Geschickten stellte die Absperrung ein grosses Hinderniss dar. 





 Ein besonders schöner Ort auf dem Weg ist Bagno Vignoni. Ich empfehle allen, an diesem besonderen Ort eine Rast einzulegen.
Der Ort ist bekannt wegen seines Thermalwassers und ist durch die (kostspieligen) Hotels inklusive Spa-Angebot besonders bei Touristen sehr beliebt. 
Der beschauliche Ort hat keinen typischen Marktplatz, sondern an dessen Stelle befindet sich ein grosses Thermalbecken. 
Ich besichtigte Bagno Vignoni früh morgens und zu dieser Zeit war noch niemand wach. Ich genoss mein mitgetragenes Frühstück und verweilte ziemlich lange an diesem idyllischen Ort. 

Bagno Vignoni 1

Bagno Vignoni 2


Die Sicht auf Radicofani



Zu Anfang dieses Beitrages habe ich erwähnt, dass der letzte Abschnitt ein ganz besonderer war und jetzt zeige ich euch auch warum.
Ab Siena waren im Gegensatz zur restlichen Via Francigena viele (hauptsächlich italienische) Pilger unterwegs. Ab Radicofani bin ich ein paar Tage mit einer unglaublich lustigen, grösseren Gruppe gegangen. Wir haben geplaudert, sind zusammen durch ströhmenden Regen gepilgert und haben beim Strassenfest in Acquapendente auf den Strassen getanzt. Auch wenn es nur wenige Tage waren, die wir zusammen verbracht haben, habe ich die Gruppe sehr in mein Herz geschlossen. 



Pilgerlimbo 

Der jüngste Pilger (16 Jahre alt!) wurde durch Schlafsack und T-Shirt zur Nonne

Lago di Bolsena

Die letzten 100 Kilometer


Öffentliche Therme in Viterbo
 Auf dem ganzen Weg habe ich ziemlich gut gegessen und getrunken. Damit meine ich aber nicht nur die Menüs in den Restaurants, die Tramezzinis in den Bars und die Einkäufe in der Supermärkten.
Habe ich in den ersten zwei Wochen in der Schweiz noch Kirschen von den Bäumen genascht, so waren in der Westschweiz die Aprikosen reif. In Italien ass ich unzählige Brombeeren und gegen Ende der Reise waren dann auch die Feigen geniessbar. Auf diese Weise musste ich selten Früchte kaufen und konnte mich am öffentlichen Supermarkt bedienen. Lecker! 



Drei Tagesetappen vor Rom, lernte ich eine weitere Gruppe kennen. Die christliche Gruppe bestand aus etwa 25 Personen und war sowohl in Alter, wie auch Nationalität bunt durchmischt. 
Ich genoss es sehr, wieder mit anderen Pilgern zu gehen und freute mich sehr, gemeinsam mit ihnen in Rom einzulaufen.



ein Tag vor Rom

Dass ich am längsten unterwegs war, erkannte man vorallem an der Hautfarbe :)

Entgegen den Vorhersagungen meines Pilgerführers, war die letzte Strecke auf der Via Francigena nicht gefährlich. Hiess es da noch man soll sich vor dem Berufsverkehr in Acht nehmen und erst nach 8 aufbrechen, so waren gar nicht viele Autos auf den Strassen. Auch mussten wir nicht direkt an der Strasse gehen, sondern konnten immer auf dem Gehsteig in sicherer Entfernung zum Verkehr wandern.

Und dann nach einer kleinen Kurve sah ich Rom völlig unvorbereitet zum ersten Mal. Ein wahnsinns Moment, in dem mir auf einen Schlag klar wurde, wie nah ich meinem Ziel schon bin. Die Italiener der Gruppe stimmten sofort ein italienisches Liebeslied über Rom an und ich hatte stark mit mir zu kämpfen um nicht in Tränen auszubrechen. Dieses Gefühl hielt auch an bis ich vor den Toren des Vatikans stand. Ich probierte ständig meine Tränen nicht kullern zu lassen und nicht zu zeigen, wie aufgeregt und nervös ich war. Wochenlang hatte ich mir vorgestellt, wie es sein werde, auf den Petersplatz zu maschieren und jetzt war der Moment zum greifen nahe.
Meine emotionale Angespanntheit ist auf den beiden Bildern deutlich zu sehen, sie wurden etwa 50 Meter vor dem Petersplatz aufgenommen. 
Und dann war er da, der grosse Moment. Kaum erblickte ich den Obelisken, liefen mir die Tränen übers Gesicht und ich fing aus Erleichterung, Stolz und purem Glücklichsein an gleichzeitig zu Lachen und zu Weinen. Ich riss mich von meinen etwas überrumpelten Mitpilgern los um den Moment alleine geniessen zu können. Ich hatte es geschafft! Zwei Monate, 1400 Kilometer, zwei Länder, zwei Tage im Krankenhaus, viele neue und liebe Menschen und viel Schmerz und Freude lagen hinter mir. 
War für ein unglaublicher Sommer 2014!



 Nach vielen Umarmungen, Fotos und Glückwünschen seits meiner Mitpilger machten wir uns dann auf Richtung Sakristei, um unsere Compostela abzuholen. Die Sakristei befindet sich links vom Petersdom. Vor Eintritt lässt man die übliche Prozedur der Durchleutung über sich ergehen und kleidet sich gemäss den Kleidervorschriften, bevor man von der Schweizer Garde in den Vatikan hereingelassen wird.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis wir stolz unsere Compostela in den Händen hielten. 

 Die Messe am Mittwoch darf man natürlich nicht missen. Für Pilger gibt es sogar Extra Sonderplätze, ganz vorne direkt neben dem Papst. Um an die Karten für diese Messe zu gelangen, muss man sich nur etwa 2-3 Wochen vor Ankunft beim deutschen Pilgerzentrum in Rom per E-Mail anmelden und kann sich dann die Karten direkt dort abholen.
Von dieser Reservation wusste ich leider nichts und so nahm ich mit hundert anderen Menschen auf dem Petersplatz platz. 
Ich empfehle jedem Pilger, ob religiös oder nicht, die Messe zu besuchen. Eine ganz besondere Energie herrschte an diesem Morgen auf dem Platz, ganz anders als sonst. Und das Spektakel um die Ankunft des Papstes, der wie ein Popstar bejubelt wurde, war das frühe Aufstehen definitiv wert. 



Nun bin ich wieder zuhause, habe alle Fotos der unterschiedlichsten Quellen sortiert, habe meine Pilgerkleidung abgelegt und den Rucksack samt Trekkingstöcken wieder im Estrich verstaut. Mein Pilgerabendteuer Via Francigena ist zu Ende. 

Vieles ist geblieben. Ich habe das Glück, viele liebe Menschen auf dem Weg kennengelernt haben zu dürfen. Ich bin unglaublich dankbar, für all die Freude und das Miteinander. Ich habe Italien und die Italiener kennen und lieben gelernt. Ein sehr warmherziges, offenes und fürsorgliches Volk. 

Oft werde ich gefragt, welchen Weg ich nun mehr mag: den Camino francés oder die Via Francigena. Ich möchte die Wege jedoch gar nicht miteinander vergleichen. Ich würde beide wieder gehen und möchte nichts missen, was ich erlebt habe. (Nun ja, auf die Lebensmittelvergiftung könnte ich das nächste Mal vielleicht verzichten.)
Was ich aber sagen kann, ist dass der Camino francés der perfekte "Einsteiger-Camino" ist. Man braucht sich keine Sorgen ums Essen, Trinken oder Schlafen zu machen. Es ist für alles gesorgt. Es gibt keine all zu gefährlichen Stellen und es sind immer Leute da, die einem helfen können. 

Ich möchte euch hier zum Schluss dafür danken, dass ihr meine ganzen Berichte lest. Es sind unzählige Wörter und Bilder mit denen ich euch bewerfe und doch kann ich euch nicht annähernd das erleben lassen, was ich erlebt habe. Ich hoffe jedoch, dass ihr einen Einblick in meine Reise gekriegt habt. Das sichtbar ist, wieviel Freude ich auf dem Weg hatte und was er alles zu bieten hat. 
Vielen lieben Dank für die vielen persönlichen Rückmeldungen und auch die Rückmeldungen per Mail oder über die Kommentare. Ich freue mich über jeden Einzelnen. 

Ich grüsse alle neuen Freunde ganz lieb da draussen und ich hoffe, ihr konntet genau so viel vom Weg mit nach Hause nehmen, wie ich es kann. 

Bis bald, eure Steffi 




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1 Kommentar:

  1. Danke! Einfach danke, dass du über deine Reise berichtet hast. Unglaublich interessant, schön, inspirierend...Ich bewundere dich für deinen Mut. Du kannst stolz auf dich sein und diese Erfahrungen kann dir keiner mehr nehmen.
    Ob ich nach dem Studium auch den Mut aufbringe etwas ähnliches zu tun?

    Liebe Grüße,
    deine treue Leserin Liza

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