Via Francigena: Mein Frankenweg - Teil 7 Von Massa nach Siena

von am Freitag, 26. September 2014
Nach dem gelungenen Wiedereinstieg in den Cammino und einem Ruhetag in Massa wanderte ich weiter durch die wunderschöne Toskana.

















Pietrasanta 1

Pietrasanta 2

 

Den ersten Stopp in diesem Abschnitt machte ich im romantischen Städtchen Lucca, welches für seine perfekt erhaltenen und begehbaren Stadtmauern bekannt ist. Ein Spaziergang oder eine Tour mit dem Fahrrad auf der Mauer ist Pflicht!

Lucca 1

Lucca 2

Lucca 3

Lucca 4

Lucca 5


























































UNTERKÜNFTE
Etwa ab Massa sollte man damit beginnen, einen Platz in den Unterkünften telefonisch oder per E-Mail mindestens einen Tag im voraus zu reservieren. Es häufen sich Pilgergruppen, die alle Betten in Beschlag nehmen und Einzelpilger zu Ausweichmöglichkeiten zwingen.




















Waren die Unterkunftsmöglichkeiten für Pilger in der Schweiz und Norditalien ziemlich rar, muss man sich im südlicheren Teil der Via Francigena keine Sorgen um Unterschlupf machen. Viele conventi (Kloster), Casa per ferie oder Pilgerunterkünfte bieten Betten zu super Preisen oder auf Spendenbasis an. Sehr oft hatte ich übrigens den Luxus ein Zimmer für mich zu haben, da die Kloster Frauen und Männer strickt voneinander trennten. So nächtigte ich königlich in meinen eigenen vier Wänden, während dem sich nebenan die Männer dicht an dicht arrangieren mussten. Schon ein bisschen ungerecht.





















INSEKTENPLAGE
Das Einzige was mich auf dem Weg wirklich an den Rand Verzweiflung getrieben hat, waren die vielen Insekten. Kaum betrat man ein Wäldchen, kreisten einem schon unzählige Viecher um den Kopf und suchten sich die günstigste Stelle zum Stechen.
Um das Summen und Brummen um meinen Kopf ertragen zu können, hörte ich oft Musik oder habe mir einen Pulli um Ohren und Hals gebunden, um wenigstens ein bisschen Schutz zu haben. Manchmal half aber eifach nur Rennen um den Viechern zu entgehen. Es werden sich wohl einige Italiener über eine sprintende, fluchende Pilgerin gewundert haben.

links: Nach Rom oder nach Santiago de Compostela?
rechts: Pulli als Schutz gegen die Insekten























PILGEREXTRAS
Besonders nett fand ich die Extras für Pilger wie ein Pilgerbuch für Gedanken und Grüsse, einen Verbandskasten mitten im Nirgendwo oder eigens für Pilger gestaltete Pausenplätze. Steht in meinem Pilgerführer noch geschrieben, dass es in einigen Abschnitten an Rastmöglichkeiten mangelt, hat sich in der Weggestaltung einiges getan. In regelmässigen Abständen fand ich schattige Plätzchen.









Ein weiteres bezauberndes Städtchen das ich durchwandert habe, ist San Gimignano. Das Gebiet der Stadt wurde bereits im 3. Jh. v. Chr. von Etruskern besiedelt. Als sich im 10. Jahrhundert die Pilger der Via Francigena und die Händler der Handelsstrasse kreuzten und Rast machten, begann der wirtschaftliche Aufschwung. Händler siedelten sich an und bald wurde der Platz in den Stadtmauern zu klein, so dass im 13. Jahrhundert eine Bauauflage in Kraft trat. Ein Gebäude durfte nur noch eine gewisse Länge und Breite aufweisen und so lieferten sich die reichen Händler einen regelrechten Wettstreit um die höchsten Türme. Von den 72 Geschlechtertürmen sind heute noch 14 erhalten, genauso wie die Stadtmauer. Die "Stadt der Türme" ist seit 1990 Weltkulturerbe der UNESCO und ist ein beliebter Touristenort.

San Gimignano 1

San Gimignano 2














San Gimignano 3
































Von San Gimignano nach Monteriggioni gibt es zwei Routen, wobei man die Kürzere definitiv aus den Pilgerführern verbannen sollte. Die eine Variante über Colle di Val d'Elsa ist zwar 5 km kürzer, dafür führt sie durch Industriezonen, auf Asphalt und an gefährlichen Strassen ohne Fussgängerweg entlang. Das war eindeutig die gefährlichste Etappe auf meiner ganzen Reise!






















Wer die Möglichkeit hat, sollte unbedingt in Monteriggioni übernachten und schon vorher ein Bett in "Casa per Ferie Santa Maria Assunta" reservieren. Der Hospitalero ist unglaublich nett, die Zimmer sauber und es ist auch eine Küche zur Benutzung vorhanden.
Monteriggioni selber ist ein sehr beschauliches Städtchen mit mittelalterlichem Flaire und einer intakten Stadtmauer. Es wurde 1213-19 als Wehranlage für Siena auf dem Berg Monte Ala gebaut.
Als Pilger darf man kostenlos das kleine Museum besuchen und auf die Stadtmauer hoch. Dafür einfach kurz bei der Touristeninformation nachfragen.

Monteriggioni









LADENÖFFNUNGSZEITEN
Neben "Attenti al cane" (Achtung vor dem Hund) und "Divieto di caccia" (Jagen verboten) war "Chiuso per ferie" (Wegen Ferien geschlossen) der meistgelesene Satz auf der Via Francigena.
Dass im August viele Läden aufgrund der Ferienzeit geschlossen sind, war mir klar. Doch dass es keinen einzigen offenen Laden in Dörfern gab, hat mich dann doch etwas erstaunt.
Ich habe mir also angewöhnt, immer einen kleinen Proviant mitzutragen.










Die grösste durchwanderte Stadt war in diesem Abschnitt Siena. Leider hatte ich die Palio- Pferderennen auf der Piazza del Campo um ein paar Tage verpasst, das Spektakel war aber in der ganzen Stadt durch Poster, Malereien, Zeitungsartikel und Fernsehberichte noch sehr präsent.
Besonders empfehlen kann ich euch den gotischen Dom aus drei unterschiedlichen Marmorarten, der dem Dom in Florenz sehr ähnelt. Als wir am Eingang nach einem Spezialpreis für Pilger fragten, liessen sie uns gratis in den Dom.
Das mit dem Pilgerrabatt funktioniert übrigens oft und probieren sollte man es immer. Sei es bei Dombesichtigungen, Apotheken oder Restaurantbesuchen.

Der Dom von Siena

Deckenbemalung und Mosaikboden im Dom 




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