Der Jakobsweg: Mein camino francés - Teil 2 Von Pamplona nach Burgos

von am Freitag, 29. November 2013
Der "offizielle Startpunkt" des camino francés ist Saint-Jean-pied-de-Port. Von diesem Punkt aus geht es die nächsten zwei, drei Tagesetappen durch das letzte Stück der Pyrenäen, was den Körper gleich zu Anfang sehr fordert. Da ich kurz vor der Abreise einen kleinen Unfall hatte und mein Knie schonen wollte, startete ich in Pamplona. (Das Knie war übrigens während der Reise mein kleinstes Problem ;) )
Mit dem Flugzeug flog ich von Zürich über Barcelona nach Pamplona. Gleich am Flughafen traf ich auf den ersten anderen Pilger und wir fuhren mit dem Taxi in die Innenstadt. Leider sahen wir uns trotz Verabredung nicht mehr wieder, da mein Handy in Spanien kurzzeitig nicht funktionierte. Ich schulde ihm immer noch 5 Euro Taxikosten, sorry!

Von da an gings alleine weiter. Mit einem viel zu schweren Rucksack irrte ich durch die Gassen Pamplonas und fragte Einheimische nach dem Weg zu meinem Hostel. Auch wenn ich schon gehört hatte, dass die Spanier ein schlechtes Englisch sprechen, war ich doch etwas irritiert, als mir alle in Spanisch antworteten. Sie halfen mir sogar dann, wenn sie selber keine Ahnung hatten und schickten mich in irgendwelche Richtungen. Einerseits grundsätzlich sehr nett, aber auch sehr hinderlich bei der Suche.

Ich verbrachte die ersten zwei Nächte in einem Hostel und besichtigte Pamplona. In der freundlichen deutschen Pilgerherberge der Jakobusgesellschaft Paderborn holte ich meinen Pilgerausweis und kaufte mir in Pamplona natürlich noch eine der Jakobsmuscheln als Erkennungszeichen.
Etwas nervös war ich ja schon. Der Start in das Abenteuer Jakobsweg war gemacht, aber richtig losgehen würde es erst in ein paar Tagen. Einen Tagesdurchschnitt von ca. 23 km habe ich für mich festgelegt und dann noch ein paar Tage extra hinzugefügt, das sollte machbar sein.

Pamplona
Der Fluss Arga in Pamplona

Dann war er da, der Tag des Aufbruches. Ich hatte ja ein paar Bedenken, dass ich mich mit der Wegbeschilderung etwas schwer tue. Denn grundsätzlich ist mein Orientierrungssinn doch eher peinlich schlecht ausgebildet. Doch mit meinem Pilgerführer und den im Boden eingelassenen Muscheln muss man sich schon Mühe geben, um sich in Pamplona nicht zurecht zu finden. 

Wegkennzeichnung
Der Weg immer sehr gut gekennzeichnet. Umso näher man Santiago kommt, umso mehr häufen sich die Wegweiser. Es gibt Steine mit Muschelsymbolen, gesprayte gelbe und andersfarbige Pfeile, Pfeile aus gelegten Steinen, in grösseren Städten eingelassene Muscheln auf dem Boden und so weiter. Es sind auch immer Pilger unterwegs. Grundsätzlich ist es also schwierig, sich zu verlaufen. (Wenn man sich trotzdem wie ich gerne mal verirrt, dann liegt es eher an der Unaufmerksamkeit und der Ablenkung durch Gespräche mit Mitpilgern.)
In den meisten Pilgerführern gibt es ergänzenderweise noch weitere Wegbeschreibungen, Abkürzungen und Alternativrouten. 


Ab Pamplona war ich nie alleine auf dem Weg. Es waren immer Pilger in Sichtweite und schon bald kam ich mit einer jungen Engländerin ins Gespräch. Sie nahm mir gleich am ersten Tag die Scheu mich auf englisch zu unterhalten, klärte mich über die Gepflogenheiten auf dem Jakobsweg auf und erzählte mir von ihren bisherigen Erlebnissen. Wir verbrachten einige Stunden miteinander und durch die Motivation meines ersten Tages verabschiedete ich mich mit meinem ersten "Buen camino" von ihr und zog schnellen Schrittes weiter.

Auf der wunderbaren Aussichtsplattform auf dem Alto del Perdon traf ich Paco, einen 55 jährigen DJ aus Malaga, der mit seinen Freunden eine Woche lang auf dem Jakobsweg unterwegs war. Er stellte mich seinen Freunden und vielen anderen Mitpilgern vor und so kam es, dass ich die nächsten zwei Wochen mit einer grossen Gruppe von Spaniern verbrachte.
Es war eine bunt durchmischte Gruppe: Paco mit seinen Freunden, ein Vater mit seinen Töchtern, drei befreundete Lehrerinnen, ein Vater-Sohn-Gespann und noch einige mehr. Manchmal waren wir alle gemeinsam unterwegs, manchmal auch nur in kleinen Grüppchen, doch am Abend kamen wir immer wieder zusammen und haben gekocht.
Auf diese Art lernte ich auf wunderbare Weise die spanische Kultur kennen. Auch wenn ich mich nur mit Dreien der Gruppe auf englisch unterhalten konnte, war das kein Problem. Wir verständigten uns mit Hand und Fuss, sie brachten mir das Einmaleins des Spanisch bei und zur Not konnte jemand übersetzen.

Die Sprachen auf dem Jakobsweg
Grundsätzlich wird auf dem Jakobsweg alles gesprochen: spanisch, englisch, deutsch, französisch, etc. Es ist kein Problem, wenn man beispielsweise nur deutsch spricht. Man wird sich immer durchschlagen können. Grundsätzlich empfehle ich aber ein englisch auf dem Grundniveau, damit man sich mit anderen Pilgern und Herbergsvätern unterhalten kann. Will man dagegen mit Einheimischen in Kontakt treten oder in einer Apotheke etwas einkaufen, dann muss man entweder spanisch beherrschen oder sich einen Übersetzer suchen.
Ich persönlich habe mir ein winziges Vokabular an spanischen Ausdrücken angeeignet und durch meine (schlechten) Italienischkenntnisse konnte ich mir so einiges zusammenreimen.
Auch hier kann ich wieder die Pilgerführer empfehlen, die meistens über ein paar Vokabularseiten verfügen.

Almu und Ich 

Kleiner Scherz einiger Pilger an einen ängstlichen Pilgerfreund


Rechts die Wasserquelle und links die Weinquelle beim Kloster Irache

Festmahl


In Logroño trennten sich viele der Wege. Der grösste Teil der spanischen Gruppe beendete hier ihren Weg und so nahm ich das erste Mal Abschied von liebgewonnenen Menschen. 

Hausfassade in Logroño

Mein sexy Outfit auf dem Jakobsweg
Wie im ersten Teil meiner Camino-Reihe beschrieben, hatte ich grosse Probleme mit meinen Wanderschuhen. Auch wenn sie eingelaufen waren, scheuerten beim stetigen auf und ab in den Bergen, da sie mir ein Stück zu gross waren. Ich änderte aber erst sehr spät etwas an dieser Tatsache, nämlich erst als ich vor Schmerzen keinen Schritt mehr gehen konnte. Durch die falsche Belastung aufgrund der Blasen habe ich mir am Fuss eine Sehnenscheidenentzündung gelaufen und kämpfe bis heute mit den Folgen.
Da hat mich der Jakobsweg einiges gelernt. Auch wenn es etwas zu spät kam für meinen Fuss, ich habe gelernt auf mich und meinen Körper zu hören. Ich weiss jetzt, dass ich viel Schmerzen aushalten kann, aber nicht muss. Ich habe gelernt auf die Zeichen meines Körpers zu hören und habe meinen Camino von diesem Zeitpunkt an anders gestaltet. Ich bin später aufgestanden und bin in aller Ruhe in den Tag gestartet, habe mir mehr Zeit für die jeweiligen Tagesetappen genommen, viele Pausen eingelegt, Kaffees getrunken und Kirchen angeschaut.
Das ist einer der wichtigsten Tipps die ich jemandem auf den Weg geben kann. Mutet euch viel zu, aber nicht zu viel. Lernt auf euch zu hören und gestaltet euren Weg nach eurem Wohlbefinden. Es ist nicht wichtig mit anderen Schritt zu halten.

Meine Spanier und ich bei einer Pause


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